Metaanalysen zu spezifischen Krankheitsbildern

Meta-Analysen erfordern eine minimale Anzahl von eingeschlossenen klinischen Studien, um zu aussagekräftigen Schlussfolgerungen zu gelangen. Aus diesem Grund beschränken wir die folgende Übersicht auf Metaanalysen mit mindestens drei eingeschlossenen klinischen Studien. Die meisten Cochrane-Reviews konnten nicht mehr als zwei Studien für die jeweils untersuchten Krankheitsbilder identifizieren. Metaanalysen, die eine Untergruppe anderer publizierter Metaanalysen untersuchen, wurden aus der folgenden Übersicht ausgeschlossen, ebenso wie globale Metaanalysen, die spezifische Krankheitsbilder nur in Subgruppenanalysen analysieren.

Gaertner et al. (2021) analysierten 22 Publikationen, die über 28 verschiedene Vergleiche berichten (18 Vergleiche mit Placebo, 9 mit einer aktiven Kontrolle und in einem Fall keine Behandlung). Die Meta-Analyse der placebokontrollierten Studien ergab eine Gesamteffektstärke von Hedges g = 0.18 (p = 0.059), und die Analyse der aktiven Vergleichsstudien ergab eine Effektstärke von g = 0.26. Dies war hauptsächlich auf die nicht-randomisierten Studien zurückzuführen, da die Effektstärke in den randomisierten Studien gegen Null konvergierte. Die Autoren folgerten, dass homöopathische Arnika eine gewisse Wirkstärke gegenüber Placebo habe, um übermäßige Hämatome und andere Folgeerkrankungen von Operationen zu verhindern. Die Wirkung sei vergleichbar mit der von entzündungshemmenden Substanzen.

Rotella et al. (2020) führten einen systematischen Review und Meta-Analyse von randomisierten klinischen Studien in psychischen Erkrankungen durch. Neun Studien erfüllten alle Einschlusskriterien. Die identifizierten Studien betrafen die folgenden Störungen: Schwere Depression (n = 4), generalisierte Angststörung (n = 1), Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (n = 2) und prämenstruelles Syndrom / affektive Störung (n = 2). Meta-Analysen mit mindestens drei Studien konnten bei schweren Depressionen durchgeführt werden und ergaben ein SMD von -0.51 (p = 0.28). Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die vorhandenen Daten zur Homöopathie bei psychischen Erkrankungen nicht ausreichten, um ihre Verwendung in der klinischen Praxis zu unterstützen.

Boehm et al. (2014) veröffentlichten eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse klinischer Studien zur Homöopathie bei Fibromyalgie. Meta-Analysen von drei RCTs zeigten Effekte der Homöopathie auf die Tender Point Count (standardized mean difference (SMD) = −0.42, p = 0.03) und Schmerzintensität (SMD = −0.54, p = 0.02) im Vergleich zu Placebo. Die Autoren kamen zum Schluss, dass die Ergebnisse der Studien eine ausreichende Grundlage bilden, um einen möglichen Nutzen der Homöopathie für Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom zu diskutieren, obwohl die Schlussfolgerungen dieses Reviews als vorläufig angesehen werden müssten.

Raak et al. (2012) veröffentlichten eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse mit vier Studien zur kombinierten Anwendung von potenziertem Hypericum perforatum und Arnica montana in der Zahnmedizin. Die Autoren stellen fest, dass das Odds Ratio von 0.24 tendenziell für eine Wirkung der homöopathischen Behandlung spricht, aber die statistische Signifikanz knapp verfehlt (p = 0.06).

Jacobs et al. (2003) veröffentlichten eine Meta-Analyse von drei randomisierten kontrollierten Studien zur individualisierten homöopathischen Behandlung von Durchfall im Kindesalter. Die Autoren stellten fest, dass die Meta-Analyse eine Reduktion der Dauer des Durchfalls in der Homöopathiegruppe ergab, von 4.1 Tagen in der Placebogruppe auf 3.3 Tage (p = 0.008). Die Autoren folgerten, dass dass eine individualisierte homöopathische Behandlung die Dauer von akutem Durchfall im Kindesalter verringerte.

Taylor et al. (2000) führten eine Meta-Analyse von vier randomisierten kontrollierten Studien zur homöopathischen Immunotherapie von allergischen Beschwerden (Heuschnupfen, Asthma, Rhinitis) durch. Nach vier Wochen ergab sich eine mittlere Reduktion der Symptome auf einer visuellen Analogskala um 28% (10.9 mm) für die homöopathische Therapie im Vergleich zu 3% (1.1 mm) für Placebo (p = 0.0007). Die Autoren folgerten, dass die Resultate die Ansicht unterstützten, dass sich homöopathische Präparate von Placebo unterschieden.

Barnes et al. (1997) führten eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse kontrollierter klinischer Studien durch, die die Auswirkungen einer homöopathischen Behandlung des postoperativen Ileus untersuchten. Die Meta-Analyse ergab eine statistisch signifikante (p < 0.05) gewichtete mittlere Differenz zugunsten der Homöopathie (im Vergleich zu Placebo) in der Zeit bis zum ersten Flatus. Der Ausschluß methodisch schwacher Studien änderte die Ergebnisse nicht wesentlich. Die Autoren folgerten, dass die Analysen darauf hinwiesen, dass eine homöopathische Behandlung, die unmittelbar nach einer Bauchoperation verabreicht wird, die Zeit bis zum ersten Flatus im Vergleich zur Placebo-Verabreichung verkürzen könne.

Lüdtke et al. (1997) führten eine Meta-Analyse von sieben placebokontrollierten klinischen Studien zu den Auswirkungen von Galphimia glauca auf Patienten mit Heuschnupfen durch.  Die Gesamtrate verbesserter Augensymptome war für Verum etwa 1.25-mal höher als in der Placebogruppe. Über die einzelnen Studien hinweg waren die Ergebnisse mit Ausnahme einer Studie im Jahr 1985 sehr vergleichbar.  Die Autoren folgerten, dass eine signifikante Überlegenheit von Galphimia glauca gegenüber Placebo gezeigt wurde. Die Schätzungen der Verum-Erfolgsraten seien vergleichbar mit denen herkömmlicher Antihistaminika, aber es traten keine Nebenwirkungen auf. Da nicht alle Einzelstudien gemäss Intention to Treat analysiert wurden, könnten die Ergebnisse bis zu einem gewissen Grad verzerrt sein. Eine Worst-Case-Kontrollberechnung ergab eine Gesamtrate verbesserter Augensymptome, die für Verum immer noch 1.23 mal höher war als in der Placebo-Gruppe.

Zusammenfassend ergaben 5 der 8 Meta-Analysen zu spezifischen Krankheitsbildern mit mindestens drei eingeschlossenen Studien statistisch signifikante Effekte der untersuchten homöopathischen Interventionen gegen Placebo (p<0.05), zwei ergaben einen Trend (p=0.06) und eine ergab keine signifikanten Ergebnisse (p=0.26). In einigen Metaanalysen wurde festgestellt, dass zusätzliche Studien mit höherer methodischer Qualität erforderlich wären, um sicherere Schlussfolgerungen zu ziehen. Basierend auf der verfügbaren Evidenz scheint es jedoch, dass homöopathische Präparate spezifische Arzneimittelwirkungen hervorrufen, die Placebo überlegen sind, wenn sie klinisch sinnvoll angewendet werden.