Physikalisch-chemische Forschung

Zusammenfassung: Die physikalisch-chemische Forschung im Bereich der Homöopathie untersucht mögliche spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate, die mit herkömmlichen physikalisch-chemischen Techniken messbar sind. Eine kürzlich durchgeführte systematische Übersichtsarbeit (Review) von mehr als 200 wissenschaftlichen Artikeln kam zum Schluss, dass einige qualitativ hochwertige Experimente deutliche Hinweise auf spezifische physikalisch-chemische Eigenschaften homöopathischer Präparate liefern. Nach einer Auswahl von Artikeln mit ausreichender Berichtsqualität wurden 134 Publikationen, die über 203 Experimente berichteten, detailliert analysiert. Davon beobachteten 147 (72%) spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate. Beschränkt man den Datensatz auf qualitativ hochwertige Experimente, wurden in 23 von 29 Experimenten (79%) spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate im Vergleich zu Kontrollen beobachtet. Trotz der empirischen Evidenz für spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate ist jedoch noch keine konsistente Interpretation dieser Daten bekannt. Ebenso fehlt ein allgemein akzeptiertes theoretisches Modell, das die beobachteten Eigenschaften in einen Kontext stellt, der die Grundlage für eine Erklärung spezifischer Wirkungen homöopathischer Präparate bilden würde. Die vorhandene experimentelle Evidenz für spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate legt aber weitere vertiefte Untersuchungen nahe, um die Wirkweise zu identifizieren.

Die physikalisch-chemische Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf die Frage, ob homöopathische Präparate spezifische Eigenschaften aufweisen, die mit physikalisch-chemischen Techniken messbar und von denen adäquater Kontrollen unterscheidbar sind. Darüber hinaus müssen solche empirischen Daten mit theoretischen Modellen sorgfältig abgeglichen werden, um schließlich zu verstehen, wie empirisch gemessene Eigenschaften homöopathischer Zubereitungen mit der zugrunde liegenden physikalisch-chemischen Wirkweise korrespondieren.

Der Bereich der physikalisch-chemischen Forschung zu homöopathischen Präparaten wurde kürzlich in einer systematischen Übersichtsarbeit zusammenfassend dargestellt (Teil eins, zwei, drei). Diese umfassende Untersuchung identifizierte mehr als 200 Artikel in begutachteten Fachzeitschriften, die im Hinblick auf die Publikationsqualität bewertet wurden. Letztere wurde bei 134 Artikeln als ausreichend erachtet, um sie weiter im Detail zu analysieren. Diese Publikationen wurden in 203 einzelne Experimente aufgeteilt, die als Messreihen mit einheitlichen experimentellen Methoden an einer homogenen Gruppe von Proben definiert wurden.

Die Analyse dieser Veröffentlichungen und Experimente erhellte verschiedene Aspekte der Forschung in diesem Bereich. Die Qualität und die Anzahl der Veröffentlichungen haben nach dem Jahr 2000 stark zugenommen, wobei die wichtigsten Beiträge aus Italien, Indien, Deutschland und der Schweiz stammen. Die am häufigsten eingesetzten physikalisch-chemischen Methoden waren Messungen der elektrischen Impedanz, analytische Methoden, optische Spektroskopie und auf Kernspinresonanz basierende Methoden.

Die meisten Untersuchungen hatten explorativen Charakter und hatten zum Ziel, das Vorhandensein (oder Nichtvorhandensein) eines quantifizierbaren Unterschieds zwischen homöopathischen Präparaten und Kontrollen festzustellen, wenn sie mit einer bestimmten Technik untersucht wurden. Mehr als 70 % aller Experimente berichteten über Unterschiede zwischen homöopathischen Präparaten und Kontrollen. Allerdings verwendeten nur etwa 20 % der Experimente kodierte (verblindete) und randomisierte Proben, und 28 % wurden statistisch ausgewertet. Außerdem wurden nur in 37 % der Fälle verschüttelte oder potenzierte Kontrollen eingesetzt, die notwendig sind, um spezifische Eigenschaften homöopathischer Präparate zuverlässig zu identifizieren.

In der oben erwähnten Analyse wurde eine Untergruppe von qualitativ hochwertigen Experimenten gebildet (mit Verblindung, Randomisierung, Inferenzstatistik, verschüttelten oder potenzierten Kontrollen und unabhängigen Produktionsreihen als Qualitätskriterien). In dieser Untergruppe waren nukleare Magnetresonanz und optische Spektroskopie die am häufigsten verwendeten Methoden. In dieser Untergruppe wurden in 79 % der Experimente Unterschiede zwischen homöopathischen Präparaten und Kontrollen beobachtet, was bedeutet, dass qualitativ hochwertige Experimente häufiger spezifische Eigenschaften von homöopathisch potenzierten Proben identifizierten als Experimente von geringerer Qualität. Darüber hinaus wurden die wiederholten Versuche im Detail analysiert. Für 10 Messmethoden und Proben wurde eine allgemeine Replizierbarkeit von 100 % bei jeweils 2-9 Replikationen festgestellt. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass mehrere wiederholte Experimente hoher Qualität empirische Evidenz für spezifische physikochemische Eigenschaften homöopathischer Zubereitungen/Produkte ergaben.

Ein theoretisches Modell, das in der Lage ist, diese Eigenschaften zu erklären, d. h. ein physikalisch-chemisches Wirkprinzip homöopathischer Präparate zu bestimmen, wurde allerdings noch nicht identifiziert. Tournier et al. kamen zum Schluss, dass es bisher keine konsistente empirische Evidenz für eine Reihe von theoretischen Modellen gibt, wie z.B. für stabile Clathrate, Nanopartikel, Nanoblasen, Siliziumdioxidverbindungen oder Peptide. Drei weitere theoretische Ansätze – die Quantenkohärenzdomänenhypothese, die dynamische Wasserclusterhypothese und die schwache Quantentheorie – konnten bislang nicht falsifiziert werden und wurden zur weiteren Überprüfung in entsprechend konzipierten experimentellen Untersuchungen empfohlen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Grossteil (79 %) der qualitativ hochwertigen Studien in der physikalisch-chemischen Homöopathieforschung zum Schluss kommt, dass sich homöopathische Präparate von entsprechenden Kontrollen messbar unterscheiden. Dies spricht für spezifische Eigenschaften von homöopathischen Präparaten, die sie von Placebo unterscheiden, und unterstreicht den dringenden Bedarf an weiterer Forschung zum Verständnis der beobachteten Phänomene.